Konzerte für ein besonderes Publikum: Konzerte oder kleine musikalische Werkstätten für benachteiligte Kinder, Jugendliche, Flüchtlinge, usw. - Konzerte im Krankenhaus, im Kinderheim, im Gefängnis, mit Flüchtlingen, mit alten Menschen. Konzerte oder kleine musikalische Werkstätten mit Kindern in geschlossenen Anstalten oder an Orten, die wenig Freude kennen: das ist eine sehr tiefreichende Erfahrung. Die Musik und die für die Musa!-Konzerte typische Einbindung des Publikums in eine ganz und gar musikalische Atmosphäre, können das zum Ausdruck bringen, wofür ganz einfach die Worte fehlen. Sie können Miteinbeziehen, sie können andere Welten evozieren und Träume von einem Anderswo nähren.
Ich werde nie das Konzert im Hochsicherheitsgefängnis von Campobasso für die Familien der Inhaftierten vergessen, von denen die meisten eine lebenslange Freiheitsstrafe absitzen und nur selten ihre Familienangehörigen sehen können. Die Musik, die wortlose Atmosphäre, das Sitzen auf einem Teppich umgeben von den Musikern: all das löste nach und nach jede Verlegenheit und jeden Widerstand auf. Doch zwischen Inhaftierten in Isolationshaft und Familienangehörigen entwickeln sich enorm viele Widerstände, Schuldgefühle und Gefühle der Unangemessenheit, und selbst die Kinder haben Angst, sich zu öffnen und sich anzuvertrauen, da sie wissen, dass die Trennung kurz bevorsteht. Das habe ich gespürt und deshalb unterbrach ich die Musik und sagte: „Normalerweise bitte ich bei meinen Konzerten darum, nicht zu sprechen und sich dem Zuhören hinzugeben. Heute nicht. Heute ist mir eher danach, euch zu sagen, dass es für uns ein Vergnügen sein wird, euch leise miteinander sprechen zu hören, während wir spielen.“ Das Konzert endete damit, dass alle – freien und inhaftierten – Elternteile mit ihren Kindern zum Rhythmus des Walzers Nr. 2 von Schostakowitsch tanzten. Ein unvergessliches Erlebnis
(Andrea Apostoli)